Hasselhoffs Gedankenwelt

Dank des Blogjulklapps bekomme ich heute einen wunderbaren Gastartikel vom guten jaynightwind. Viel Spaß beim lesen!!

Ich komme zu mir. Stechender Alkohol und Qualmgeruch ziehen in meine Nase ein. Aus schwammigen Augen nehme ich Boden wahr. Da ist Teppich an meinem Gesicht, wo eigentlich ein Bett sein sollte. An meinen Händen ist irgendwas klebriges und kaltes.

Ich stehe auf. In einer Pfütze aus zerbrochenem Bier und verschüttetem Glas hab ich gelegen in einem Zimmer, dass mir nicht mehr bekannt vorkommt. Ich fühle mich stumpf und gebrochen, vermutlich eher erbrochen. Meine Haut ist schmutzig und an meinen Händen kleben Schnaps und Blut. Was auch immer hier geschehen ist, ich bin sicher nur zu Besuch.

Alle anderen sind gegangen und die Musik ist auch aus. Nur ein dümmliches Rauschen verlässt die Boxen der halbvernichteten Stereoanlage. Kein Gerät und kein Apparat sieht so aus, als wäre er richtig zusammen gesetzt. Diese Wohnung sieht zusammen geklaut aus und jedes Möbelstück schaut aus, als wollte es lieber ein anderes sein. Auch ich wäre jetzt gerade lieber jemand anderes und vor allem auch an einem anderen Ort.

Ich ekele mich vor den Pizzaresten und den zertretenden Kartoffelchips, klebe mit den Schuhen in übermotiviertem Dreck auf dem Boden. Meine Kleidung ist zerrissen und irgendwie sind kleine rote Spritzer daran. Habe ich mit jemandem gekämpft? Habe ich gewonnen, oder habe ich verloren? Egal, ich bin ja nur zu Besuch.

Als ich mir selbst durchs Gesicht fahre fühle ich mich nicht. Jede Berührung mit Schränken und Stühlen, jedes Anstoßen an Türrahmen und Keramikschüsseln fühlt sich dafür mehr an wie ich. Normalerweise gehe ich nach so Veranstaltungen kommentarlos, aber diesmal muss ich irgendwie bleiben. Dabei bin ich nur zu Besuch.

Ich komme zu mir. Ich habe meinen Kopf nie verlassen. Ich bin die ganze Zeit in mir und trotzdem bin ich nicht zu hause. All diese fremden Tapeten, Flecken und Spuren sind echt nur ich, ich bin nur zu Besuch.